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Das gab es schon eine ganze Weile nicht mehr: Ein Shuttle-Start, der nicht vollständig nach "Textbook" verlief. Zwar wurden alle Leistungsparameter für die Umlaufbahn erreicht, und die Mission ist derzeit auch nicht gefährdet, trotzdem dürften Commander Dom Gorie und sein Pilot Gregory Johnson für das umfassende Simulatortraining von Startanomalien dankbar gewesen sein.

Nur wenige Sekunden nach dem Liftoff um 7:28:14 Uhr mitteleuropäischer Zeit zeigte die Telemetrie den Ausfall von zwei Lagekontrolltriebwerken auf der linken Seite des Orbiters an. Nachdem diese kleinen Steuerdüsen beim Aufstieg nicht benötigt werden, war das zwar kein akutes Problem, hätte aber der Hinweis auf ein größeres Problem in der Elektronik sein können. Ein Fehler dieser Art ist im Shuttle-Programm bislang noch nicht aufgetreten.

Wenige Minuten später, immer noch in der angetriebenen Phase des Aufstiegs, fiel dann das primäre Flash Evaporator System (FES) aus, das für die Kühlung des Shuttles sorgt, solange die Nutzlastbucht der Raumfähre geschlossen ist und die Radiatoren mit dem Freon-Kühlkreislauf noch nicht in Betrieb sind. Die Astronauten mussten das Reservesystem aktivieren.

Der weitere Aufstieg verlief ohne besondere Ereignisse, und acht Minuten und dreißig Sekunden nach dem Liftoff erreichten Gorie und Johnson sowie die Missionsspezialisten Michael Foreman, Robert Behnke und Richard Linnehan, der japanische Astronaut Takao Doi und der Raumstations-Flugingenieur Garrett Reisman die Umlaufbahn.

Der Start war für die Beobachter am Boden ein ungewohnter Anblick. Es war dies erst der zweite Nachtstart seit dem Unfall der Columbia, und in 2.000 Metern Höhe lag eine geschlossene Wolkendecke. Nur wenige Sekunden nach dem Abheben,  nach einem kurzzeitigen Leuchten und Flackern in den Wolken, war das Fahrzeug aus der Sicht der Beobachter am Boden verschwunden.

Eine besondere Einrichtung speziell für diesen Flug waren Blitzlichter, die am Außentank angebracht waren. Sie wurden unmittelbar nach dem Abwurf des Tanks aktiviert. Ihre Aufgabe war es, den Tank für eine fotografische Inspektion ausreichend zu beleuchten. Ein Kamerasystem war mit den Blitzlichtern synchron geschaltet.

Primäres Ziel dieser 122. Shuttle-Mission ist die Installation des ersten von insgesamt vier Segmenten des japanischen Labormoduls Kibo mit der Bezeichnung Experiment Logistics Module (ELM), eines japanischen Manipulatorarmes mit der Bezeichnung Dextre und die Lieferung von Ausrüstungsgegenständen und Nachschubgütern.

Während der Mission sollen fünf Außenbordmanöver durchgeführt werden - ein Rekord für eine besuchende Raumfähre. Die Endeavour soll 12 Tage an der Raumstation verbringen, ebenfalls eine Rekordmarke seit dem Beginn der Bauarbeiten an der ISS im Jahre 1998.  

Der Astronaut Garrett Reismann wird den Franzosen Leopold Eyharts als Mitglied der ISS Crew 16 ablösen und danach bis Ende Mai in der Station arbeiten. In dieser Zeit wird er einen Schichtwechsel an Bord der ISS erleben. Die Stammbesatzung, bestehend aus Peggy Whitson und Juri Malenchenko wird im April von der Langzeitcrew 17 abgelöst, die aus den beiden russischen Kosmonauten Sergei Wolkow und Oleg Kononenko besteht. Nach dem Mannschaftswechsel wird Reisman Mitglied der Crew 17.

Wenn alles wie geplant läuft, dann wird Endeavour am 25. März gegen zwei Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit von der Station ablegen, und zwei Tage später, um 3:33 Uhr ostamerikanischer Ortszeit in Cape Canaveral landen.

Astra