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Die japanische Raumfahrtbehörde brachte am gestrigen Samstag einen experimentellen Kommunikationssatelliten der neuesten Generation in den Orbit. WINDS, wie das Raumfahrzeug heißt, ist der erste Satellit, der ausschließlich für die Bereitstellung von Internet-Services vorgesehen ist. Er soll im südostasiatischen Raum Breitband-Internetdienste zur Verfügung stellen. WINDS steht für Wideband INternetworking Engineering Test and Demonstration Satellite.

Das Raumfahrzeug wurde von der 14. Trägerrakete des Typs H-2A vom Startkomplex Yoshinobu auf der Insel Tanegashima am Südende des japanischen Archipels in den Orbit gebracht. Der Träger - wie üblich in den Farben Orange und Weiß - war mit zwei großen und vier kleinen Feststoff-Zusatzraketen bestückt. Der Liftoff erfolgte um 9:55 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

Der Start hatte sich bis an das Ende des an diesem Tag verfügbaren Startfensters verschoben, weil ein Schiff in die Verbotszone vor der Küste Tanegashimas eingefahren war. In diesem Gebiet werden die Feststoffbooster des Trägers abgeworfen, was eine potentiellen Gefahr für dieses Schiff hätte darstellen könne. Außerdem herrschten in der Anfangsphase des Startfensters starke Höhenwinde von mehr als 70 Stundenkilometern. Schließlich verließ das Schiff die Zone noch rechtzeitig, der Wind schwächte sich genügend ab und so konnte der Start kurz nach Sonnenuntergang Ortszeit erfolgen.

Sechseinhalb Minuten nach dem Liftoff war die erste Stufe ausgebrannt. Danach absolvierte die zweite Stufe zwei Brennphasen um WINDS in den vorgesehenen Orbit zu bringen. Live-Fernsehbilder von Bord der Rakete zeigten die Trennung der Nutzlast 28 Minuten nach Beginn der Mission.

WINDS erhielt, einer japanischen Tradition folgend, nach dem erfolgreichen Start einen Missionsnamen: Kizuna, was in etwa "Verbindung zwischen den Menschen" bedeutet. Der Name wurde in einem öffentlichen Wettbewerb ermittelt an dem fast 10.000 Menschen teilnahmen. Der beim  Start 4.875 Kilogramm schwere Satellit wurde in einem Orbit mit einem höchsten Bahnpunkt von 35.830 Kilometern und einem niedrigsten Bahnpunkt von 250 Kilometern gebracht. Die Bahnneigung zum Äquator betrug 28.5 Grad.

Kizuna wird nun sein eigenes Antriebssystem verwenden um den Orbit nach und nach auf eine kreisförmige Bahn in einem geostationären Orbit zu bringen und die Inklination auf Null Grad zu reduzieren. Seine endgültige Position soll Kizuna auf 143 Grad östlicher Länge über dem Äquator finden, das ist über dem Pazifik auf der Höhe von Neuguinea.

Der von Mitsubishi Heavy Industries Ltd gebaute Satellit wird danach eine viermonatige Test- und Indienststellungsphase absolvieren und soll dann im Juli seinen Dienst aufnehmen.

Die 325 Millionen Euro teure Mission ist Bestandteil eines staatlichen japanischen Technologieprogramms, das neuartige Internet-Technologien demonstrieren soll. Die japanische Raumfahrtagentur JAXA finanziert den Löwenanteil des Vorhabens. Das "National Institute of Information and Communications Technology" sorgt für die restlichen 38 Millionen Euro an Finanzierung.

Kizuna ist in der Lage ultraschnelle Zweiweg-Kommunikation auf dem Ka-Band mit einer maximalen Datenrate von annähernd 1,2 Gigabites pro Sekunde zur Verfügung zu stellen, vorausgesetzt eine Bodenantenne von mehr als 5 Metern Durchmesser steht zur Verfügung. Mit einer 1,2 Meter Antenne ist noch eine Zweiweg-Übertragungsrate von 155 Megabyte pro Sekunde möglich.

Privatpersonen, die nur Antennen von etwa 45 Zentimetern zur Verfügung haben, können über Kizuna Informationen mit 155 Megabyte pro Sekunde empfangen, schneller als mit einem Glasfasterkabel. Diese Transfergeschwindigkeit direkt bis in die Haushalte war bislang mit konventionellen Satelliten und Bodenterminals nicht zu erzielen.

Kizuna wird seinem experimentellen Charakter zusätzlich gerecht, in dem er neben der normalen Servicemission zusätzlich 53 Kommunikationsexperimente durchführen soll.

Astra