Ganze sieben fehlende Sekunden verhinderten, dass Armadillo Aerospace die 350.000 Dollar Preisgeld für den Level 1-Wettbewerb der Northrop Grumman Lunar Lander Challenge für sich beanspruchen konnte. Innerhalb von zwei Tagen versuchte die unermüdliche Truppe um John Carmack viermal die beiden Wettbewerbsflüge sicher über die Bühne zu bringen, aber am Ende fehlte jedes Mal das notwendige Quentchen Glück. Zum Level 2-Wettbewerb mit seinen 1.000.000 Dollar Preisgeld für den ersten Platz traten sie dann gar nicht mehr erst an.
Schauplatz des Unterfangens war das Gelände der Holloman Air Base in New Mexico, auf der an diesem Wochenende der dritte jährliche X-Prize-Cup stattfand. Gleichzeitig war es die erste Space Expo, bei dem Hochleistungsflugzeuge und Raketen bei der selben Veranstaltung flogen. Dies ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen der Luftwaffenbasis Holloman, dem amerikanischen Bundesstaat New Mexico und der X-Prize-Foundation. So konnten zusätzlich zum Wettbewerb der Northrop Grumman Lunar Lander Challenge die insgesamt 85.000 Zuschauer Hochleistungskampfflugzeuge wie die F-117 und die F-22s und viele andere Flugzeuge in der Luft und auf dem Boden sehen.
Ursprünglich hatten sich neun Teams für den diesjährigen Wettbewerb gemeldet, aber wie schon im Vorjahr war am Schluss die Mannschaft von Armadillo die einzige, die zum Start antrat. Ein wenig schade angesichts der Vorschusslorbeeren, die der diesjährige Wettbewerb im Vorfeld bekommen hatte.
Nach einem Absturz in der Flugerprobung mit ihrem bewährten Vehikel Texel hatte Armadillo das noch relativ unerprobte Vehikel MOD-1 für alle vier zur Verfügung stehenden Startfenster gemeldet, obwohl das Team noch zwei weitere Vehikel dabei hatte. Jedes dieser Startfenster hätte zwei erfolgreiche Flüge erfordert. Leider war am Ende keiner der vier Versuche erfolgreich, und nachdem Armadillo, den Regeln entsprechend, die maximale Anzahl an Versuchen ausgeschöpft hatte, waren sie aus dem Rennen.
Am Samstagmorgen konnte das erste Startfenster nicht genutzt werden, weil es ein Problem mit einer Kontaminierung des Zünders gab. Der erste Flug am Samstagnachmittag aber war perfekt. Das Problem mit dem Zünder tauchte jedoch beim Rückflug erneut auf. Er verursachte ein Loch in der Brennkammer und verhinderte die geforderte Mindestflugzeit von 90 Sekunden für die Einzelstrecke. Die Landung musste vorzeitig durchgeführt werden, zu einem Zeitpunkt als nur noch sieben Sekunden Schwebeflug nötig gewesen wären, um das Preisgeld zu gewinnen. Damit blieben für den nächsten Tag noch zwei Startfenster zur Verfügung.
Die erste Wegstrecke am Sonntagmorgen war erneut perfekt. Aber beim Rückflug zur Startstelle trat erneut das Zünderproblem wieder auf. Nach wenigen Sekunden musste der Flug beendet werden. Sonntagnachmittag wurde es noch schlimmer. Das Triebwerk explodierte, es gab ein Feuer und die Feuerwehr wurde gerufen. Glücklicherweise entstand aber kein größerer Schaden.
"Beinahe hätten sie es geschafft", meinte Dr. Peter H. Diamandis, CEO und Chairman der X-Prize-Foundation. "Ich möchte dem Team für seine enthusiastische und eindrucksvolle Vorstellung danken und hoffe, dass sie ihre wichtige Arbeit weiterführen."
Neil Milburn von Armadillo Aerospace meinte am Nachmittag etwas resigniert: "An diesem Wochenende hatten wir mehr Probleme als die letzten sechs Monate zusammen."
Was bleibt als Resumee? Über die beiden Flugtage hatten Carmack und sein Team sechs Flugversuche mit zwei sehr erfolgreichen Einzelflügen und einem dritten Flugversuch, der für 83 Sekunden lang mit einem Loch in der Brennkammer lief, was die Robustheit des Design zeigt.
Für das Erreichen des Level 1-Bedingungen hätte MOD-1 von einer vorgeschriebenen Stelle starten müssen, auf mindestens 50 Meter Höhe steigen, zu einem Landepunkt in mindestens 100 Metern Entfernung fliegen, für insgesamt mindestens 90 Sekunden in der Luft bleiben, danach landen und das Triebwerk abschalten. Innerhalb von maximal 150 Minuten hätte dann, inklusive aller Starvorbereitungen, auf die gleiche Weise der Rückflug angetreten werden müssen. Das Preisgeld für das Erreichen dieses Ziel sind 350.000 Dollar für den ersten Platz und 150.000 Dollar für den zweiten.
Die deutlich schwierigeren Bedingungen des Level 2 erfordern, dass die Rakete doppelt so lange in der Luft bleiben muss, doppelt so hoch fliegen und die Landung auf unebenem Terrain durchführen muss. Die Schwebezeiten sind dabei so bemessen, dass eine aktuelle Mondmission simuliert wird.
Das Team von Armadillo Aerospace wird geleitet und finanziert von John Carmack, einem IT-Tycoon, der die berühmten Videospiele Doom und Quake geschaffen hat. Er gründete Armadillo im Jahre 2000 zunächst, um am Ansari X-Prize teilzunehmen, der später von Scaled Composites mit ihrem SpaceShipOne gewonnen wurde. Schon im Jahre 2006 war Armadillo der einzige Teilnehmer der beim X-Prize-Cup in die Flugphase kam, damals mit dem Fluggerät "Pixel". Und schon im letzten Jahr verfehlte Armadillo nur knapp das Preisgeld des Cups.
Sehen Sie sich hier den ersten Flugversuch am Sonntagmorgen an.
Astra