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Mit einem spektakulären Start in der frühen Morgendämmerung des 4. August in Cape Canaveral begann die zehnmonatige Reise des Marslanders Phoenix, die über eine Wegstrecke von 680 Millionen Kilometern zum Nordpol des Roten Planeten führen wird.

Der beim Start mehr als 1000 Kilogramm schwere Phoenix wird, wenn er schließlich auf der Oberfläche des Roten Planeten angekommen ist, nur noch 350 Kilogramm wiegen. Phoenix ist der womöglich der letzte "stationäre" Lander. Die drei vorausgegangenen Mars-Landemissionen und alle Mars-Landemissionen, die sich derzeit in Planung befinden, sind Rover, also bewegliche Einheiten. Die spezielle Mission des Phoenix benötigt aber keine Beweglichkeit, denn er ist ein komplexes Labor, das erstmals auf dem Mars eine "Grabung" durchführen soll und die bei dieser Grabung entnommenen Bodenproben chemisch analysieren soll.

Der Name Phoenix ist auch eine Reminiszenz an den am 3. Dezember 1999 über dem Mars-Südpol abgestürzten Mars Polar Lander. Phoenix ist das stark modifizierte Engineering-Modell dieses Raumfahrzeugs, das somit im übertragenen Sinne zu einem zweiten Leben aus der Asche seines Vorgängers erwacht. Der Mars Polar Lander war abgestürzt, weil sich vermutlich seine Landetriebwerke zu früh abschalteten. Die genaue Ursache konnte jedoch nie ermittelt werden. Der Start der Delta 2 Heavy erfolgte um 11:26 Uhr mitteleuropäischer Zeit, noch vor Sonnenaufgang in Cape Canaveral. Zu diesem Zeitpunkt zündete das Haupttriebwerk der Delta zusammen mit sechs der neun Alliant Techsystems-Feststoffbooster, die der 235 Tonnen schweren Trägerkombination zu einem Schub von über 350 Tonnen verhalfen.

35 Sekunden nach dem Liftoff durchbrach die Delta 2 die Schallmauer. Nach einer Minute und 12 Sekunden waren die am Boden gezündeten Feststoffbooster ausgebrannt. Fast im selben Moment zündeten die drei verbliebenen Feststoffmotoren um das RS 27A-Triebwerk der ersten Stufe zu unterstützen. Danach wurden die sechs ausgebrannten Booster abgeworfen.

2 Minuten und 14 Sekunden nach dem Abheben vom Startkomplex 17 der Cape Canaveral Airforce Station waren auch die drei restlichen Booster ausgebrannt und wurden abgesprengt.

Es war dies der 325. Start einer Delta-Trägerrakete, die 129. Mission einer Delta 2, die dritte Delta 2-Mission des laufenden Jahres und die bereits 63. Delta 2, die in der Version 7925 flog.

Der Brennschluss der ersten Stufe erfolgte vier Minuten und 27 Sekunden nach dem Abheben. 20 Sekunden später, nach dem Abwurf der ersten Stufe, zündete die zweite Stufe des Trägers.

5 Minuten und 25 Sekunden nach dem Start wurde die Nutzlastverkleidung abgetrennt. Phoenix war damit zum ersten Mal dem freien Weltraum ausgesetzt.

Nach 9 Minuten und 28 Sekunden erfolgte SECO 1 (Second Engine Cutoff 1). Damit war Phoenix an der Spitze einer Kombination aus zweiter und dritter Stufe auf einer extrem niedrigen Parkbahn um die Erde angekommen. Die Kreisbahn befand sich in einer Höhe von lediglich 144 Kilometern, so niedrig wie nie zuvor. Bislang übliche Parkbahnen liegen mindestens 20 Kilometer höher. Die Gesetze der Bahnmechanik verlangen aber möglichst niedrige Bahnen, um einen effizienten Treibstoffverbrauch zu bewirken.

Nun war eine Coast-Periode von mehr als einer Stunde zu absolvieren, bevor das nächste Brennmanöver erfolgte: länger als bei irgendeinem Delta-Start zuvor. Erst 74 Minuten nach dem Liftoff war die nächste Zündung vorgesehen. In dieser Zeit befand sich die Rakete in einer kontrollierten Drift-Phase, in der das Lageregelungssystem des Trägers die Rakete in  der korrekten Position behält. Gleichzeitig wurde der Träger in eine langsame Rotation geführt, um die Temperatur an Bord der Raumsonde und des Trägers zu regeln.

Nach 74 Minuten, die Kombination befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder im Anflug auf die amerikanische Westküste, begann die zweite Zündung der zweiten Stufe, die über gut zwei Minuten ging. Danach wurden die Spin-up-Thrusters gefeuert, welche die ganz Kombination auf eine Rotation von 60 Umdrehungen pro Sekunde versetzen.

78 Minuten und 8 Sekunden nach der Zündung des Erstufentriebwerks auf der Rampe der Startanlage 17 erfolgte die Zündung der dritten Stufe der Delta 2 Heavy, ein Feststoffmotor des Typs Thiokol Star 48.

Gut 90 Sekunden später war auch diese Stufe ausgebrannt, Danach wurden zwei so genannte Yo-yo-despun-weights ausgefahren, welche die Rotationsrate der Kombination von 60 Umdrehungen pro Sekunden auf 12 Umdrehungen reduzierten.

84 Minuten und 30 Sekunden nach dem Start trennte sich Phoenix von der Trägerrakete. Es gab zu diesem Zeitpunkt jedoch keine Daten vom Träger an die Bodenstationen, da Phoenix außerhalb der Reichweite der NASA-Bahnverfolgungsstationen war. Erst 90 Minuten und 20 Sekunden nach dem Start konnte Phoenix berichten, dass alle Systeme in gutem Zustand waren.

Der Start war somit ein voller Erfolg. Phoenix ist in hervorragendem Zustand. Jetzt folgt eine zehnmonatige Cruise-Phase, bevor im Mai nächsten Jahres die Landung in den nördlichen polarnahen Zonen des Mars erfolgen soll. Wir werden berichten.

Astra