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Die Ingenieure der beiden NASA Mars-Rover sind äußerst besorgt über den Status ihrer Schützlinge Opportunity und Spirt. Die beiden Roboter sind aufgrund einer Serie von Staubstürmen bislang nie beobachteter Heftigkeit seit vier Wochen praktisch inaktiv. Die enormen Staubmassen in der Atmosphäre und die Verstaubung der Solargeneratoren der beiden Rover hat ihre Fähigkeit, Energie aufzunehmen und in den Batterien zu speichern, praktisch komplett lahmgelegt.

So zeigt sich die Situation derzeit aus dem Weltraum (Aufgenommen vom Mars Reconnaissance Orbiter). Der obere Teil des Bildes zeigt die Situation in den ersten Tagen des Staubsturmes. Oberflächenmerkmale sind noch gut zu erkennen. Der zweite Teil des Bildes zeigt die Situation am 17.7. Hier sind bereits keinerlei Bodenstrukturen mehr erkennbar, mit Ausnahme des Gipfels des Olympus Mons, der aus dem Sturm herausragt. Seither hat sich die Situation noch weiter verschlechtert.

Die beiden Rover melden sich aufgrund des überaus kritischen Energiestatus zur Zeit nur noch im Abstand von mehreren Tagen. Die letzte Meldung von Opportunity kam am Montag und war äußerst Besorgnis erregend. Der Sturm wütet nunmehr seit vier Wochen und hat erneut zugenommen. Im Meridiani Planum ist es fast durchgängig so dunkel, wie auf der Erde eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang in mittleren Breiten. Zusätzlich sammelt sich auch Staub in alarmierender Rate auf den Sonnenkollektoren. Da die Elektronik jetzt nahezu permanent abgeschaltet ist, kühlt der Rover mehr und mehr aus. Spirit, auf der anderen Seite des Planeten sammelt ebenfalls Staub in alarmierender Rate auf den Kollektoren an, und die Verdunkelung des Himmels dort übertrifft weiterhin alles, was jemals auf dem Mars beobachtet worden ist.

Die Temperaturen im Elektronikbucht des Rovers sind nur noch zwei Grad über dem Punkt, bei dem eine Notfallschaltung aktiviert wird, die eine zusätzlich Heizung des Rovers bewirkt. Wenn diese Heizung aber unter den gegenwärtigen Bedingungen anspringt, dann sind die Batterien, deren Ladezustand alarmierend niedrig ist, in wenigen Stunden komplett leer. Aus diesem Grund hat die Missionskontrolle eine Maßnahme ergriffen, die als das kleinere Übel bezeichnet wird. Die Elektronik wird für längere Zeit aktiviert, da sie ihrerseits den Kern des Roboters ein wenig heizt. Dies bringt den Rover allerdings in eine lange Folge "negative-net-energy days", wie es die Missionkontroller bezeichnen.

Wie auch immer, wenn der Himmel nicht bald signifikant aufklart, wird Opportunity und kurz danach auch Spirit in den Tiefschlaf-Modus gehen müssen. Der Rover schaltet sich dann ab. Nur ein Timer läuft dann noch, und eine Programmroutine die von Zeit zu Zeit den Batteriestatus klären. Wenn dieser Status über einer kritischen Marke liegt, dann wird der Rover kurz geweckt um eine Meldung über den Mars Reconnaissance Orbiter an die Erde abzugeben.

Wenn sich die Situation nicht in kürzester Zeit signifikant bessert, wird der Rover für Tage, Wochen oder Monate verstummen. Oder aber, und das ist leider das wahrscheinlichste Szenario, für immer. Alle Komponenten in beiden Rover sind weit über ihre konstruktive Lebensdauer hinaus belastet. Das Absinken in den Tiefschlafmodus ist vergleichbar einer langen und belastenden Vollnarkose bei einer schweren Operation für einen sehr hochbetagten Menschen.

Astra