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China brachte am 23. Juli eine sehr ambitionierte interplanetare Raumflugmission auf den Weg zum Roten Planeten. Es ist die erste eigenständige Mission Chinas zum Mars. Der Name des Raumfahrzeugs ist Tianwen-1 und entspricht der Vorliebe Chinas, Raumfahrzeugen eine poetische Benennung zu geben. Der Begriff bedeutet „Fragen an den Himmel“ und stammt aus einem Gedicht des altchinesischen Poeten Qu Yuan, in dem er eine Reihe von Fragen über den Himmel, die Sterne und andere Naturphänomene stellt. Tianwen-1 ist die zweite von drei Raumsonden, die in diesen Tagen zum Mars gestartet werden. Vor vier Tagen brachten die Vereinigten Arabischen Emirate bereits den Orbiter „Al Almal“ auf die Transferbahn und in einer Woche soll der US-Rover Perseverance folgen.

Schon einmal zuvor hatte China versucht, den Mars zu erreichen. Das war im Zusammenhang mit der russischen Phobos-Grunt Mission vom November 2011. Diese Raumsonde trug als Zusatznutzlast den kleinen, nur 115 Kilogramm schweren Mars-Orbiter Yunghuo-1 mit sich, der in der Umlaufbahn um den Mars abgesetzt werden sollte. Allerdings versagte damals die Oberstufe der russischen Zenit-Rakete. Die Sonde trat nie den Transfer zum Mars an, sondern verblieb in einem niedrigen Erdorbit und verglühte nach zwei Monaten in der Erdatmosphäre.

Dieses Mal wollte sich China nicht auf fremde Hilfe verlassen und konzipierte ein sehr ambitionierte und hoch komplexe Mission, wie sie einer führenden Raumfahrtnation würdig ist. Um die etwa fünf Tonnen schwere Raumsonden-Kombination, bestehend aus einem Orbiter, einer Landesonde und einem Rover, auf den Weg zu bringen war der Einsatz Chinas leistungsfähigster Trägerrakete, der Langer Marsch 5, notwendig.

Die Mission begann um 6:41 Uhr mitteleuropäischer Zeit am neuen chinesischen Weltraumbahnhof in Wenchang. Zwei Minuten und 55 Sekunden nach dem Liftoff wurden die vier Booster abgeworfen. Nach sechs Minuten und zwei Sekunden wurde die Nutzlastverkleidung abgetrennt. Acht Minuten und 12 Sekunden in der Mission wurde die erste Stufe abgetrennt und eine erste Brennsequenz der zweiten Stufe begann. Die lief bis elf Minuten und 42 Sekunden nach dem Liftoff. Danach war ein Übergangsorbit erreicht und es erfolgte eine Phase freier Drift bis 19 Minuten und 25 Sekunden. Dann war das Einschussfenster für die Marsbahn erreicht und die zweite Stufe zündete ein zweites Mal und lief dann bis 33 Minuten und 30 Sekunden. Danach war die Fluchtgeschwindigkeit erreicht. 36 Minuten und 17 Sekunden nach dem Verlassen der Startrampe gab die zweite Stufe schließlich die Sonde frei.

Die Reise zum Mars dauert nun sieben Monate. Am 11. Februar soll das Raumfahrzeug in eine elliptische Umlaufbahn um den Roten Planeten eintreten und von dort aus den Landeplatz erkunden. Die Landung auf dem Mars soll im April oder Mai nächsten Jahres erfolgen.

Die Mission beinhaltet auch einiges an internationaler Beteiligung. So stellt die ESA Bahnverfolgungskapazitäten für die Mission zur Verfügung. Ebenfalls für die Bahnververfolgung wird eine chinesische Bodenstation genutzt, die in Argentinien installiert wurde. Die österreichische Raumfahrtagentur ist an Konstruktion und Bau des Magnetometers an Bord der Sonde beteiligt und die französische Raumfahrtagentur CNES unterstützte Entwicklung und Bau der Spektroskopie-Kamera an Bord. Die Wissenschaftler vom französischen “Institut de Recherche en Astrophysique et Planétologie (kurz: IRAP) trugen zu einer weiteren spektroskopischen Messvorrichtung an Bord der Sonde bei.

Bild: Die Langer Marsch 5 wird zum Startplatz transportiert; Credit: Xinhua