Die russischen Streitkräfte brachten am 22. Mai die vierte Einheit der Tundra-Frühwarnsatelliten in eine elliptische Erdumlaufbahn. Als Träger wurde eine Rakete des Typs Sojus 2.1b „Fregat“ verwendet. Die Tundra-Satelliten sind Bestandteil des Kupol-Frühwarnsystems Russlands, welches das Land vor Raketenangriffen warnen soll.

Der Start erfolgte um 10:31 Uhr Moskauer Zeit, entsprechend 9:31 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Zweieinhalb Stunden später setzte die Fregat-Oberstufe den Satelliten auf dem vorgesehenen Orbit mit einem Perigäum von 1.650 Kilometern, einem Apogäum von 38.510 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 63,8 Grad aus.

Bei dieser Zielbahn handelt es sich um einen so genannten Molnija-Orbit, eine halbsynchrone Umlaufbahn mit hoher Inklination, die besonders für das in nördlichen Breiten gelegene Russland besser geeignet ist, als eine geosynchrone Umlaufbahn. Die Annahme, dass angreifende Raketen wahrscheinlich über die Nordpolarregionen einfliegen würden, ist ein weiterer Grund für die Wahl eines Molnjia-Orbits.

Das Kupol-System ist der Nachfolger des Oko-Systems, das schon zu Zeiten der Sowjetunion in Betrieb war. Der letzte Oko-Satellit wurde im Jahre 2012 gestartet. Die US-Entsprechung des Kupol-Systems sind die SBIRS-Satelliten (für: Space-Based Infrared System). Die drei ersten Einheiten wurden im November 2015, im Mai 2017 und im September 2019 gestartet. Das vollständig ausgebaute System soll sechs Einheiten umfassen.

Die Tundra-Satelliten werden von RKK Energia auf Basis der Victoria-Plattform gebaut, die aus der Plattform für die Yamal-Satelliten hervorging. Hauptinstrument an Bord des Raumfahrzeugs ist ein leistungsfähiges Infrarot-Teleskop, das in Zusammenarbeit mit optischen und Ultraviolett-Sensoren Raketen in der Start- und Wiedereintrittsphase feststellen kann.

Nachdem der Tundra-Satellit seinen Zielorbit erreicht hat, wird er eine Kosmos-Kennung erhalten. Dies ist eine einfache Zählnummer, die für Militärsatelliten seit dem Start von Kosmos 1 im März 1962 verwendet wird. Tundra 4 wird daher zukünftig den Namen Kosmos 2546 tragen.

Bild: Vorbereitung zum Start des Tundra-4 Satelliten; Credit: VKS