Einer der Helden meiner Jugend ist tot. Walter "Wally" Schirra, einer der legendären Astronauten der Mercury 7 starb am 2. Mai im Alter von 84 Jahren in Kalifornien.
Wally Schirra gehörte zusammen mit Donald "Deke" Slayton, Virgil "Gus" Grissom, Allan B. Shepard, John H. Glenn, Malcom Scott Carpenter und Leroy Gordon "Gordo" Cooper zur legendären Gruppe der sieben Astronauten, die im Jahre 1959 für das Projekt Mercury ausgewählt wurden.

Schirra ist der einzige aus diesem Team, der sowohl im Programm Mercury als auch in den Programmen Gemini und Apollo eine Mission flog: Die Mission Sigma 7 im Jahre 1962, als Kommandant der Mission Gemini 6 im Jahre 1965 zusammen mit Thomas Stafford, und 1968 als Kommandant von Apollo 7 zusammen mit Walter Cunningham und Donn Eisele.

Der Flug von Sigma 7 ging als die "Engineering-Mission" in die Raumfahrtgeschichte ein. Dieser Flug stärkte die Rolle der Astronauten als Testpiloten im Programm. Fünf Monate vor Sigma 7 ging Scott Carpenter auf der Mission Aurora 7 noch der Lageregelungstreibstoff aus, und er landete mit dem letzten Tropfen Sprit 400 Kilometer abseits vom Ziel. Schirra bewies, dass mit der Mercury längere Raumflüge möglich sind. Er verbrauchte bei seiner Mission - doppelt so lange wie die Carpenters - nur 20 Prozent des Lageregelungstreibstoffs und landete danach in Sichtweite des Bergungschiffs. Mit seinem Flug öffnete er damit die Tür für Gordon Coopers spätere 34-stündigen Mercury-Mission.

Wally Schirra und Neil ArmstrongBeim Start zur Mission von Gemini 6 Mission bewies er eiserne Nerven, als bei ersten Launch Pad Abort der Raumfahrtgeschichte nach der Zündung der Triebwerke die Raketenmotoren wieder abschalteten. Schirra betätigte nicht den Schleudersitz, obwohl die Instrumente im Raumschiff verkündete, dass die Rakete bereits abgehoben hätte. Schirra erklärte danach, sein "Hintern" hätte ihm gesagt, dass das Instrument nicht stimmen könnte. Dank seiner Nerven und seines "Hintern" konnten Schirra und Stafford drei Tage später zum Rendezvous-Flug mit Gemini 7 starte.

Zwei Jahre später war Schirra Kommandant von Apollo 7, dem ersten bemannten Raumflug des Apollo-Programms und der ersten bemannten amerikanischen Mission nach dem Apollo 1 Feuer überhaupt. Dieser Raumflug bleibt wegen zwei Aspekten im Gedächtnis. Zum einen, weil die Missionskontrolle später verkündete, die elftägige Mission (die zweitlängste im ganzen Apollo-Programm) sei ein 101-prozentiger Erfolg, und zum anderen wegen Schirras ständigem Streit mit eben dieser Missionskontrolle. Die Bodencrew wollte nicht zur Kenntnis nehmen, dass die ganze Besatzung sich eine schwere Erkältung geholt hatte und setzte ständig neue Experimente an. Nach einer Weile sagte Schirra jedes weitere Experiment ab und gab Christopher Kraft, dem Flugdirektor, bekannt, dass er ab jetzt er die Regeln dieser Mission bestimmen würde.

Eine Anektdote besagt, dass Christopher Kraft so aufgebracht war, dass er schwor, keiner der Besatzungsmitglieder von Apollo 7 sollte jemals wieder für einen Flug benannt werden. Und so war es. Keiner von ihnen flog jemals wieder ins All (Donn Eisele war immerhin noch als Ersatzpilot von Apollo 10 benannt).

Schirra aber verließ nach diesem Raumflug die NASA und arbeitete eine Weile als Reporter bei CBS, wo er sich einen Namen bei der Berichterstattung über das Mondprogramm machte. Später wurde er ein erfolgreicher Unternehmer.

Wally Schirra und Scott CarpenterNach Schirras Tod leben nun noch zwei aus dem legendären Kreis der Mercury 7: Scott Carpenter und John Glenn.

Virgil Grissom kam 1967 bei der Feuerkatastrophe von Apollo 1 ums Leben, Deke Slayton starb im Jahre 1993, Alan Shepard, der als einziger der ursprünglichen sieben auf dem Mond landete, starb 1998 und Gordon Cooper im Jahre 2004.

Linktipps: Schirras Biografie kann hier eingesehen werden.
Seine persönliche Website, mit einem der letzten Bilder von ihm, ist hier zu finden. Auf dieser Website befindet sich auch eine Vielzahl von Dokumenten zu seinen Raumflügen und seiner Zeit als Testpilot.

Astra