Am 12. April richtete der „Förderkreis Astronomie und Raumfahrt ‚Der Orion“ die nunmehr schon elfte “Yuris Night” in Wien aus. Zum dritten Mal war die Veranstaltung dabei in den schönen Räumen des Naturhistorischen Museum der Stadt Wien zu Gast. „Yuris Night“ ist Teil einer weltumspannenden Veranstaltungsreihe mit 195 registrierten Veranstaltungen in über 50 Ländern auf allen sieben Kontinenten der Erde (ja, auch in der Antarktis). Sie findet dabei stets entweder genau am Jahrestag des ersten Weltraumflugs in der Geschichte der Menschheit statt, also Juri Gagarins Mission mit Wostok 1, oder aber am Wochenende davor oder danach. Die Wiener Veranstalter vom Orion sehen das aber sehr puristisch. Das ist man Juri Gagarin schließlich schuldig. Somit findet Yuris Night in der Donaumetropole stets der 12. April statt, egal auf welchen Wochentag das Datum fällt.
Durch den Abend führte, wie schon die Jahre zuvor, souverän und routiniert Monika Fischer vom „Förderkreis Astronomie und Raumfahrt ‚Der Orion“. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Führung durch die Gesteins- und Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums vom Kurator der Sammlung, Dr. Ludovic Ferriére. Der begrüßte im Anschluss auch die Gäste im Namen des Museums und erzählte dabei über die vergeblichen Versuche der Sammlung, einen Mondmeteoriten zu erstehen. Erfreut zeigte er sich, zusammen mit den Veranstaltern, über die große Besucherzahl. Etwa 280 Weltrauminteressierte füllten den Vortragssaal des Museums bis auf den letzten Platz.
Zu Beginn der Veranstaltung erinnerten Monika Fischer und Eugen Reichl an zwei bedeutende österreichische Persönlichkeiten, die sich auf sehr unterschiedliche Weise um Astronomie und Raumfahrt verdient gemacht haben. Und die einen gemeinsamen Vornamen haben. Zum einen war das der langjährige Leiter des Praterplanetariums und der Urania, Hermann Mucke, der erst vor wenigen Wochen im Alter von 84 Jahren verstorben war. Mucke war ein begnadeter Wissenschafts-Kommunikator. Und zum anderen an einen heute fast vollständig vergessenen Raumfahrttheoretiker, den kaiserlich-königlichen Ingenieur und Armeehauptmann Hermann Potočnik, der sich selbst „Noordung“ nannte. Er ist auf dem evangelischen Friedhof Simmering, direkt neben dem Zentralfriedhof, begraben. 2019 jährt sich sein Todestag zum 90. Mal. Er starb am 27. August 1929 im Alter von nur 37 Jahren an den Folgen einer Tuberkulose, die er sich während des ersten Weltkriegs zugezogen hatte. Hermann (Noordung) Potočnik fasste das raumfahrttheoretische Wissen seiner Zeit in seinem Buch „Das Problem der Befahrung des Weltraums“ zusammen. Er dachte als erster über geostationäre Satelliten nach und als einer der ersten auch über Raumstationen. Sein Grab würde wahrscheinlich längst nicht mehr existieren, hätte nicht Potocniks Heimatstadt Maribor in Slowenien (das bis 1918 als Region "Untersteiermark“ zu Österreich-Ungarn gehörte) einen Pflegeauftrag für seine letzte Ruhestätte veranlasst.
Nach diesem kurzen Gedenken ließ im ersten Vortrag des Abends Buchautor und Raumfahrtexperte Eugen Reichl den Wettlauf zum Mond Revue passieren. Er berichtete dabei von den ersten Anfängen des „Space race“ und erzählte von weitgehend unbekannten Ereignissen und Wegpunkten, an denen sich die Raumfahrtgeschichte auch ganz anders hätte entwickeln können.
Dr. Sandra Häuplik-Meusburger von der Abteilung Hochbau 2 der TU Wien vermittelte danach dem Publikum einen Überblick über mögliche zukünftige Habitate auf dem Mond. Sie stellte dabei zwei ihrer studentischen Projektgruppen vor. Die Studierenden präsentierten ihre Entwürfe. Wohnmodule wie diese sind eine Voraussetzung für eine permanente Basis auf dem Erdtrabanten. Die Studenten erläuterten dabei anschaulich die Voraussetzungen und Einschränkungen, die bei der Konzeption einer Mondbasis zu berücksichtigen sind.
Nach einer ausgiebigen Fragerunde an Eugen Reichl, Dr. Häuplik-Meusburger und ihre Studierenden gab es im Foyer des Museums eine Pause mit Snacks, Wein, Erfrischungsgetränken und der Live-Musik der „Orbital Hotel Band“.
Danach folgte ein abwechslungsreiches Zwiegespräch zwischen dem Raumfahrt-Berater Dr. Norbert Frischauf und Magister Alexander Soucek von der Europäischen Weltraumbehörde ESA. Anschaulich erläuterten die beiden die Unterschiede zwischen der privaten und der staatlichen Raumfahrt, und diskutierten die Vorzüge und die Nachteile der beiden Bereiche. Einig war man sich am Schluss aber, dass große Raumfahrtvorhaben wie die Errichtung einer Basis auf dem Mond, die Gewinnung von Ressourcen aus dem Weltraum oder die Erforschung des Mars nur in Zusammenarbeit privater Raumfahrtunternehmen mit den großen internationalen Raumfahrtagenturen möglich sein werden.
Den Höhepunkt des Abends bildete das Interview und die Fragestunde mit dem ESA-Astronauten Matthias Maurer, der das Publikum mit seiner Begeisterung für den Weltraum mitriss, viele Fragen zur Raumfahrt und der Forschungsarbeiten an Bord der Internationalen Raumstation ISS anschaulich beantwortete und am Ende noch geduldig zahlreiche Autogramme vor allem für die jüngeren Zuhörer gab.
Die nächste Yuri‘s Night wird am 12. April 2020 im Technischen Museum Wien stattfinden. Das ist der Abend des Ostersonntags. Markieren Sie sich diesen Termin schon einmal in Ihrem Kalender. Das Programm wird etwa um den Jahreswechsel 2019/2020 auf der Homepage des Orion, unter www.der-orion.com bekannt gegeben.
Bilder (alle Bilder können durch Anklicken vergrößert werden):
Kleines Titelbild links oben: Monika Fischer und ESA Astronaut Matthias Maurer.
Weitere Bilder (von oben nach unten):
Bild 2: Blick ins Publikum
Bild 3: Eugen Reichl trägt vor. Im Bild auch Monika Fischer und Dr. Sandra Häuplik-Meusburger
Bild 4: Vortrag Dr. Sandra Häuplik-Meusburger
Bild 5: Dr. Norbert Frischauf und Magister Alexander Soucek (ESA)
Bild 6: ESA-Astronaut Matthias Maurer verteilt Autogramme
Bild 7: Entspannung nach dem Event
Die Bilder 2-7 stammen von Karola Riegler, Bild 1 von Andreas Drexler