ILA 2010; Credig: Eugen Reichl Kurzfristig wurde der Ausstellerbus am Bahnhof Tiergarten gestrichen und durch einen Zug ersetzt der direkt zum Gelände führt (wie die spätere Recherche im Internet zeigt). Eine Gruppe ratloser Südkoreanischer Aussteller und zwei junge Journalisten haben das nicht mitbekommen und stehen wie ich an der Haltestelle, an der kein Bus kommt. Nirgendwo ein Schild oder ein sonstiger Hinweis auf die Änderung. Auch am Bahnhof selbst nirgendwo eine Anzeige. Gemeinsam finden wir heraus, wie wir mit dem Zug nach Schönefeld kommen. Und von dort mit dem Bus-Shuttle zum Gelände. Die Reise dauert 90 Minuten. Zu Fuß hätte es nicht wesentlich länger gedauert.

Ein Déjà-Vu zum Jahr 2008. Lange Reihen schwitzender Menschen stehen in der prallen Sonne vor den Eingängen. Es hat schon morgens an die 30 Grad und die Menschenschlange rückt mit gletscherhafter Geschwindigkeit voran. Dann erfolgt eine strenge Personenkontrollen und eine eingehende Untersuchung aller Gegenstände, die man mit sich trägt. Soweit wäre dieses Sicherheitsdenken und die daraus resultierenden Maßnahmen o.k. wäre nicht bis wenige Stunden vor der Eröffnung jeder Besucher der mit einem Batch winkte mit jeglichem Equipment das er mit sich führte einfach lässig durchgewinkt. Auch Fahrzeuge jeder Größe hatten nicht das mindeste Problem die Tore zu passieren. Man hätte die Tieflader mit dem Sprengstoff im Fünf-Minuten Takt auf die ILA bringen können, es wäre keinem aufgefallen. Auch nach der offiziellen Eröffnung heute morgen wäre das noch problemlos gegangen, denn die Kleinlaster der Caterer und die schwarzen Limousinen der Promis werden vom Sicherheitspersonal keines Blickes gewürdigt.

ILA 2010; Credit: Eugen Reichl
ILA 2010; Credit: Eugen Reichl

Ansonsten ist heute der erste von drei sogenannten "Business-Tagen". Es laufen fast ausschließlich drahtige Blackberry-Typen mit ihrem eingemeisselten "Ich bin wichtig"-Gesichtsausdruck herum. Sie sehen aus wie geklont in ihren schwarzen Anzügen, dunklen Sonnenbrillen und schwarzen Schuhen.

Die Hierarchie-Abstufung entspricht in etwa dem deutschen Klinikbetrieb: Je weniger jemand bei sich trägt, desto höher ist er auf der Karriereleiter angesiedelt. Die Bosse tragen – vom teuren Maßanzug mal abgesehen - gar nichts bei sich. Nicht einmal eine Sonnenbrille. Sie sind auch ihrer Gefolgschaft, die ihnen in Entenflug-Keilformation folgt, immer zwei bis drei Schritte voraus.

Die Assistenzärzte unter den Blackberrys erkennt man daran, dass sie voll verspiegelte Sonnenbrillen tragen, die Laptop-Tasche  in der einen Hand, besagten Blackberry in der anderen Hand, den sie aber nicht zum telefonieren benutzen, denn jeder von ihnen trägt einen Knopf im Ohr und wird offensichtlich von irgendeiner unbekannten Zentrale aus ferngesteuert. Damit ähneln sie den Gorillas der Ukrainischen Mafia, die hier ebenfalls in großer Zahl herumlaufen. Sie wurden von den Großunternehmen unter den Ausstellern angemietet, um ihnen das Plebs vom Leib zu halten. Den Gorillas sieht man den regelmäßigen Besuch der Muckibude. Die Muskeln lassen die schlecht sitzenden Anzüge von der Stange schier aus den Nähten platzen. Die Gorillas tragen meist billige braune Schuhe zum dunklen Anzug (oder spitz zu laufende silberne), haben gegelte Haare und manchmal auch einen Pferdeschwanz.

Ach ja: Flugzeugtechnisch ist auch einiges geboten. Zwei A 380 (einer von Emirates und einer von der Lufthansa), die A 400 M (eindrucksvolle Flugvorführung), einige nette Ausstellungsstücke der US-Luftflotte (B-1, B-52, C-130J Super Hercules, C-5A, C-17 und noch einiges andere auch). Die Patrouille Suisse aus der Schweiz, ein flottes Jet-Aerobatik-Team die aufgrund der deutschen Sicherheitsvorschriften allerdings nur eine lauwarme Variante ihres normalerweise recht knackigen Flugprogramms zeigen. Und auch die Bundeswehr ist mit allem da was fliegt und grade nicht in Afghanistan gebraucht wird. Was raumfahrttechnisch geboten ist muss ich noch checken.

Astra