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Am 12. Januar startete China eine interessante Orbitalmission. Dabei brachte eine Trägerrakete des Typs Langer Marsch 2C, an sich ein Träger der unteren Mittelklasse, und eine der am wenigsten leistungsfähigsten Raketen der Langer Marsch-Reihe, den Kommunikationssatelliten Apstar 6E in eine niedrige Erdumlaufbahn. Um eine geostationäre Transferbahn erreichen zu können, musste die an sich zweistufige Rakete mit einer dritten Antriebseinheit mit der Bezeichnung Y61 ausgerüstet werden. Mit dieser Stufe scheint es allerdings bald nach dem Start zu Problemen gekommen zu sein.

Die Mission begann um 19:10 Uhr mitteleuropäischer Zeit an der Startanlage 3 des Weltraumbahnhofs Xichang in Zentralchina. Die zweite Stufe des Trägers gab die Kickstufe mit dem Satelliten in einer Umlaufbahn mit einem Perigäum von 229 Kilometern, einem Apogäum von 641 Kilometern und einer Bahnneigung zum Äquator von 28,51 Grad frei. Dort sollte zunächst die Kickstufe zünden und den Satelliten auf eine steil elliptische Bahn mit unbekannten Parametern bringen. Den endgültigen Transfer in den geostationären Orbit, er sollte etwa zehn Monate dauern, hätte dann mit den elektrischen Triebwerken des Satelliten bewerkstelligt werden sollen.

Das „AP“ in der Bezeichnung steht für „Asia-Pacific“ und deutet den Einsatzzweck des Satelliten an, der Breitbandkommunikation im Südostasiatischen Raum zur Verfügung stellen soll. Das Raumfahrzeug basiert auf der DFH-3E Satellitenplattform (die zum ersten Mal verwendet wird) und verfügt über eine Startmasse von 2.090 Kilogramm. Zusammen mit der 2.210 Kilogramm schweren Y61-Kickstufe lag die in den Orbit transportierte Masse damit bei 4,3 Tonnen, ein Rekordgewicht für den relativ kleinen Träger. Um diese Last tragen zu können, musste der Nutzlastadapter neu konstruiert werden. Für den Start eines geostationären Kommunikationssatelliten ist seit vielen Jahrzehnten nicht mehr eine so kleine Trägerrakete eingesetzt worden.

Es ist einer der selteneren Fälle in China, bei denen mehr Hintergrundinformationen zur Verfügung stehen, als nur die üblichen dürren Fakten. So war zu erfahren, dass APT-Satellite (der Besitzer und zukünftige Betreiber der Einheit) der China Great Wall Industries 137,6 Millionen Dollar für den Bau und den Start von Apstar 6E bezahlt hat.

Einige Tage nach dem Start wurde bekannt, dass die Y61-Transferstufe nicht oder nur teilweise funktionierte. Die Bahn soll nun mit den (chemischen) 10 Newton-Triebwerken in Zusammenarbeit mit den elektrischen Einheiten angehoben werden. Dies ginge zu Lasten der Lebensdauer des Satelliten. Die Bahnparameter lagen am 23. Januar bei einem Perigäum von 554 Kilometer und einem Apogäum von 7.401 Kilometer bei einer Bahnneigung von 33,32 Grad zum Äquator. Tags zuvor wies die Umlaufbahn noch ein Perigäum von 1.022 Kilometer, ein Apogäum von 7.095 Kilometer und eine Bahnneigung von 28,58 Grad auf. Diese erratischen Werte im Zusammenhang mit der erhöhten (statt reduzierten) Inklination lassen auf weitere Probleme mit dem Antriebssystem des Satelliten schließen.

Bild: Missionslogo. Quelle: APT-Satellite